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Durchbruch für HIV-Patient*innen mit Meningitis – Medikament weltweit zur Verfügung stellen

21.07.2021 - Vorläufige Studienergebnisse zeigen einen Durchbruch bei der Behandlung HIV-assoziierter Kryptokokken-Meningitis – nun muss das Medikament auch allen Patient*innen in ärmeren Ländern zur Verfügung stehen. Ärzte ohne Grenzen appelliert an den größten Hersteller Gilead, das Medikament Liposomales Amphotericin B (L-AmB) in 116 ärmeren Ländern bezahlbar anzubieten. Gilead hat dies bereits 2018 versprochen, doch bisher ist das Mittel nur in 22 ärmeren Ländern verfügbar. „Wir haben die Chance, Todesfälle durch Kryptokokken-Meningitis bis 2030 zu beenden“, sagt Gilles van Cutsem, HIV-Experte von Ärzte ohne Grenzen in Südafrika. „Doch das werden wir nicht erreichen, wenn unsere Patient*innen keinen Zugang zu L-AmB haben.“

Kryptokokken-Meningitis ist nach Tuberkulose die zweithäufigste Todesursache für Menschen mit HIV. Bisher war eine Behandlung mit L-AmB über sieben Tage notwendig. Die großangelegte internationale Studie „Ambition” zeigt nun, dass mit einer einmaligen Dosis derselbe Effekt erreicht werden kann, in Kombination mit den oralen Medikamenten Flucytosin und Fluconazol. Dadurch könnten mit derselben Menge Wirkstoff deutlich mehr Patient*innen behandelt werden. Doch in vielen Ländern des Globalen Südens ist L-AmB gar nicht verfügbar.

Der größer Hersteller Gilead hat zwar 2018 versprochen, das Medikament in 116 ärmeren Ländern zum Preis von 16,25 US-Dollar pro Ampulle zur Verfügung zu stellen. Doch das wurde bisher nur in 48 Ländern umgesetzt, nur in 22 dieser Länder ist L-AmB registriert und erhältlich. „Gilead muss Menschenleben höher werten als Profitstreben und alles unternehmen, um dieses lebensrettende Medikament weltweit in ausreichenden Mengen zur Verfügung zu stellen”, sagt van Cutsem.

L-AmB ist ein unentbehrliches Medikament zur Behandlung vernachlässigter Tropenkrankheiten wie viszeraler Leishmaniose und Pilzinfektionen, zu denen auch die Kryptokokken-Meningitis gehört. Obwohl es das Mittel mit den wenigsten Nebenwirkungen ist, wird L-AmB bisher im Globalen Süden nur begrenzt eingesetzt, hauptsächlich wegen der schlechten Verfügbarkeit. Die Pandemie hat die Lage noch verschärft, da L-AmB auch benötigt wird, um die Covid-19- Begleiterkrankung Mukormykose (Schwarzer Pilz") zu behandeln. 

Obwohl für L-AmB kein Patentschutz mehr besteht, gestaltet sich die Produktion von Generika schwierig. Einige wenige Hersteller versuchen seit Jahren, auch L-AmB herzustellen. Doch Gilead hat die Liposomen-Technologie lange unter Verschluss gehalten, hinzu kommen Lieferengpässe bei den Inhaltsstoffen und Hürden bei der Zulassung. Die aktuellen Studienergebnisse verdeutlichen nun noch einmal die Bedeutung von L-AmB und die Dringlichkeit, den Zugang zu verbessern.

Ärzte ohne Grenzen fordert Gilead auch auf, seine Produktionskapazitäten offenzulegen um zu zeigen, dass der Konzern überhaupt in der Lage ist, den weltweiten Bedarf an L-AmB zu erfüllen. „Menschen mit HIV und viele andere brauchen dieses lebensrettende Medikament dringend”, sagt Raef Makar, Pharmazeut bei Ärzte ohne Grenzen. „Sie können nicht weiter Zeit verlieren, um auf Gileads leere Versprechungen zu warten.”

Ärzte ohne Grenzen behandelt in allen seinen HIV-Projekten weltweit Patient*innen mit Kryptokokken-Meningitis, unter anderem in Südafrika, Guinea, Kenia, der Demokratischen Republik Kongo, Indien und Myanmar. Viele zeigen ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium und versterben.

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Unsere Pressereferentin Heike Dierbach
Heike Dierbach
- Pressestelle