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Noma macht Schritt zur Aufnahme in WHO-Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten

Amsterdam/Berlin, 3. Februar 2023. Die wenig bekannte, aber lebensbedrohliche Krankheit Noma ist der Anerkennung als vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD) einen Schritt näher. Ärzte ohne Grenzen hatte den Antrag Nigerias an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt, die Krankheit in die Liste der NTDs aufzunehmen. Eine Aufnahme in die Liste würde Prävention und Behandlung der Krankheit erleichtern. Die endgültige Entscheidung wird die WHO auf einer ihrer halbjährlichen Tagungen im Jahr 2023 treffen.

Nach einer dreijährigen internationalen Kommunikations- und Aufmerksamkeitskampagne übergab ein Vertreter des nigerianischen Bundesgesundheitsministeriums im Januar 2023 das Dossier über Noma an die WHO-Büros in Abuja, Brazzaville und Genf. Ärzte ohne Grenzen hatte Nigeria bei der Fertigstellung des Dossiers und bei der Kontaktaufnahme mit den Co-Sponsoren unterstützt, zu denen 30 Länder aus fünf WHO-Regionen gehören.

Noma ist eine vermeidbare und behandelbare Krankheit. Betroffen sind vor allem Menschen, die in Armut leben, insbesondere Kleinkinder. Sie geht oft mit Mangelernährung und unhygienischen Lebensbedingungen einher. In der Mehrzahl sind Menschen in abgelegenen Gemeinden betroffen, die nur begrenzten Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Impfungen haben.

Die Krankheit beginnt als Zahnfleischentzündung, breitet sich aber rasch aus und zerstört Gesichtsgewebe und Knochen. Unbehandelt sterben bis zu 90 Prozent der Betroffenen, meist innerhalb kurzer Zeit. Die Überlebenden bleiben mit schweren Gesichtsentstellungen zurück, die das Essen, Sprechen, Sehen oder Atmen erschweren können. Die Überlebenden sind aufgrund ihrer Entstellung oft mit Stigmatisierung konfrontiert.

„Es gibt keine andere Infektionskrankheit, an der so viele Menschen in so kurzer Zeit sterben", sagt Mark Sherlock, Gesundheitsberater von Ärzte ohne Grenzen für Nigeria. „Menschen sterben an Noma, weil sie nur wenig über die Krankheit wissen und nicht erkennen. Es müssen mehr Anstrengungen unternommen werden, frühzeitig Fälle und Überlebende zu identifizieren.“

Der Antrag auf Aufnahme von Noma in die WHO-Liste steht im Einklang mit der Resolution zur Mundgesundheit, die im Jahr 2021 auf der 74. Weltgesundheitsversammlung verabschiedet wurde. Diese empfahl, Noma bei der Überprüfung der Liste im Jahr 2023 für die Aufnahme in das NTD-Portfolio in Betracht zu ziehen.

Die Strategische und Technische Beratungsgruppe für vernachlässigte Tropenkrankheiten (STAG-NTDs) der WHO definiert eine vernachlässigte Tropenkrankheit als eine Krankheit, die unverhältnismäßig viele in Armut lebende Bevölkerungsgruppen betrifft und eine erhebliche Morbidität und Mortalität verursacht, einschließlich Stigmatisierung und Diskriminierung, die eine globale Reaktion rechtfertigen; die in erster Linie die Bevölkerung in tropischen und subtropischen Gebieten betrifft; die durch Anwendung einer oder mehrerer der fünf von der Abteilung für die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten angenommenen Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit unmittelbar bekämpft, eliminiert oder ausgerottet werden kann; und die von der Forschung relativ vernachlässigt wird.

„Die Aufnahme von Noma in die Liste würde ein Schlaglicht auf die am meisten vernachlässigte aller vernachlässigten Krankheiten werfen und die Integration von Prävention und Behandlung von Noma in bestehende öffentliche Gesundheitsprogramme sowie die Zuweisung dringend benötigter Ressourcen erleichtern", sagt Sherlock. „Wir wollen, dass Kinder in endemischen Ländern schon bei den ersten Anzeichen von Noma untersucht werden, wenn noch Leben gerettet werden können. Noma ist eine Krankheit, die es nicht mehr geben sollte.“

Ärzte ohne Grenzen unterstützt das Sokoto Noma Krankenhaus des nigerianischen Gesundheitsministeriums seit dem Jahr 2014 mit rekonstruktiven Operationen, Ernährungshilfe und psychosozialer Betreuung. Zudem geht Ärzte ohne Grenzen in die Gemeinden und versucht, erkrankte Menschen zu identifizieren. Seit dem Jahr 2014 haben die chirurgischen Teams 1.066 Operationen an 717 Patienten ausgeführt. Sämtliche medizinische Hilfe im Sokoto Noma Krankenhaus ist kostenlos. 

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Unser Pressereferent Holger Vieth
Holger Vieth
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