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Kenia: Mangelernährung und Cholera verschärfen die Situation für Geflüchtete in Dadaab

Dürren zwingen Menschen am Horn von Afrika zur Flucht

Der 50-jährige Borow Ali Khamis steht mit seiner Familie vor ihrer behelfsmäßigen Unterkunft im Camp Dagahaley. In seiner Heimat in Somalia war er Landwirt und Viehzüchter. Doch die Dürre raubte ihm seine Lebensgrundlage.

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Borow Ali steht neben der Unterkunft seiner Familie. Das Haus ist mit geliehenen Kleidungsstücken bedeckt und wird von Ästen gestützt.
Borow Ali steht neben der Unterkunft seiner Familie. Das Haus ist mit geliehenen Kleidungsstücken bedeckt und wird von Ästen gestützt.
© MSF/Lucy Makori

Ich habe Somalia wegen der Dürre verlassen, nachdem ich alles verloren hatte. Meine Reise hierher und mein jetziger Aufenthalt waren vollständig von der Freundlichkeit der Menschen abhängig."
- Borow Ali Khami

Fünfmal in Folge blieb der Regen am Horn von Afrika aus. Auch die Prognosen für den Zeitraum von März bis Mai 2023 sind laut Vereinte Nationen schlecht. Die Menschen erleben eine der schwersten Dürren seit mehr als 40 Jahren und verlassen ihr Zuhause. Mehr als 313.000 Schutzsuchende leben laut UNHCR (Stand: Juli 2022) in Camps in Dadaab. Allein im vergangenen Jahr kamen 50.000 Geflüchtete dort an. In Dagahaley, einem der drei Camps für Geflüchtete, schnellte die Zahl der mangelernährten Kinder in die Höhe. Und im Oktober 2022 brach auch noch Cholera aus.

Mangelernährung und Cholera gefährden die Gesundheit der Geflüchteten

Die humanitären Bedingungen in den Camps sind schlecht, die medizinischen Einrichtungen an ihrer Belastungsgrenze. Im Jahr 2022 behandelten unsere Teams eine Rekordzahl von 12.007 Betroffenen in der Kinderstation und dem stationären therapeutischen Ernährungszentrum in Dagahaley. Die überwiegende Mehrheit unserer Patient*innen sind Kinder. Wir beobachten außerdem einen Anstieg der Zahl akut mangelernährter Kinder im Camp Dagahley.

Mehrere komplexe Faktoren verschlimmern die humanitäre Situation der Menschen in Dagahaley: Der anhaltende Cholera-Ausbruch, extreme Dürre und ein noch immer währender Konflikt am Horn von Afrika treiben die Menschen auf der Suche nach Nahrung und Wasser weiter in die Flucht. Die finanziellen Mittel für humanitäre Hilfe sind knapp, so dass sich die Lücken in der Versorgung mit Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Lebensmitteln, medizinischer Hilfe sowie Schutz vergrößern werden.

Wir helfen mit umfassender Gesundheitsversorgung im Camp Dagahaley

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Borow Ali führt mit dem Gesundheitsbeauftragten Sheriff Abdi ein Interview in seiner Unterkunft.
Borow Ali führt mit dem Gesundheitsbeauftragten Sheriff Abdi ein Gespräch in seiner Unterkunft.
© MSF/Lucy Makori

In enger Abstimmung mit den lokalen sowie anderen humanitären Akteur*innen in Dadaab haben wir angesichts der aktuellen Situation die Gesundheitsversorgung im Camp Dagahaley ausgeweitet. Wir haben zwei medizinische Einrichtungen eröffnet, 50 Latrinen gebaut, zwei Wassertanks aufgestellt sowie Plastikplanen und Fußmatten an rund 800 neu angekommene Familien verteilt, die am Rande des Camps leben. Trotz der Bemühungen die am Rande des Camps lebenden bedürftigsten Menschen zu unterstützen, erfordert die aktuelle humanitäre Krise in Dadaab dringend umfassende Maßnahmen.

Seit fast 30 Jahren leisten wir in und um Dadaab medizinische Hilfe. Zurzeit konzentrieren wir unsere Hilfe auf das Camp Dagahaley. Dort bieten wir den Geflüchteten eine umfassende Gesundheitsversorgung in zwei Gesundheitszentren und einer Klinik mit 92 Betten. Dazu gehören Notoperationen bei Geburten, medizinische und psychologische Hilfe für Überlebende sexualisierter Gewalt, die Versorgung von Diabetes-Patient*innen mit Insulin sowie Palliativmedizin.

Humanitäre Hilfe in Kenia braucht mehr finanzielle Unterstützung

Wir appellieren an die Geber finanzielle Unterstützungen bereitzustellen, so dass der steigende Bedarf an lebensrettender Hilfe gedeckt werden kann. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHRC) hat an die Geber appelliert, Mittel für die Wiedereröffnung des 2018 geschlossenen IFO-2-Geländes zu mobilisieren. Dort könnten bis zu 80.000 Geflüchtete aus den überfüllten Camps untergebracht werden. Denn mit der nächsten Trockenzeit werden voraussichtlich noch mehr Menschen nach Dadaab kommen.

Ohne finanzielle Mittel und die dringend benötigte Hilfe kann der ankommende Zustrom von Geflüchteten die humanitäre Krise in Kenia derart anschwellen lassen, dass humanitäre Organisationen sie nicht mehr bewältigen können.