Noma ist eine infektiöse, aber nicht ansteckende bakterielle Erkrankung, die als Zahnfleischentzündung beginnt. Innerhalb von nur wenigen Tagen zerstört die Infektion Knochen und Gewebe im Gesicht. Von Noma betroffen sind vor allem Kinder unter sieben Jahren. Die größten Risikofaktoren sind mangelnde Mundhygiene und ein z.B. durch Mangelernährung oder Vorerkrankungen wie Masern oder Malaria geschwächtes Immunsystem.
Eine schnelle und zerstörerische Erkrankung
Bis zu 90 Prozent der an Noma erkrankten Menschen sterben innerhalb der ersten zwei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome, wenn keine Behandlung mit Antibiotika erfolgt. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, können die Patient*innen mit Antibiotika, Wundversorgung und einer Ernährungstherapie meist wirksam behandelt werden.
In den Gesichtern der Betroffenen bleiben aber zum Teil schwere Narben zurück, wenn zum Beispiel Nase, Lippen oder Kiefer von der Infektion zerstört wurden. In aufwendigen rekonstruktiven Operationen können diese Bereiche des Gesichts wiederhergestellt werden, so dass die funktionalen Beeinträchtigungen behoben werden. Damit einher gehen auch ästhetische Verbesserungen.
Eine zu unbekannte Krankheit
Die Krankheit Noma ist vor allem in einkommensschwachen Gebieten in Afrika und Asien verbreitet. Sie betrifft vor allem Menschen, die in Armut leben. Die nigerianische Regierung, Initiativen von Betroffenen und internationale Organisationen setzen sich dafür ein, dass Noma auf die Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen wird.
Dies würde dazu beitragen, dass die Krankheit mehr Aufmerksamkeit erhält und mehr finanzielle Mittel zum Beispiel für Forschung bereitgestellt würden. Noma ist vermeidbar und behandelbar, wenn mehr über die Krankheit bekannt wird und die Hauptrisikofaktoren eliminiert werden können.
Unsere medizinische Hilfe gegen Noma
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Wir behandeln an Noma erkrankte Menschen im akuten Zustand stationär und ambulant mit Antibiotika, Wundversorgung sowie einer Flüssigkeits- und Nahrungsmitteltherapie.
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Wir ermöglichen rekonstruktive chirurgische Operationen, um die durch Noma entstehenden Narben zu entlasten und Funktionalitäten wie Essen und Sprechen wieder herzustellen
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Wir bieten Noma-Überlebenden psychosoziale Unterstützung an, denn viele von ihnen leiden unter Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Sufyanu hat Noma überlebt
Sufyanu ist drei Jahre alt. Als er in unserem Noma-Krankenhaus in Sokoto ankommt, ist er akut an Noma erkrankt und sein Gesicht bereits entstellt. Außerdem ist er mangelernährt. Durch die Behandlung in unserem Krankenhaus kommt er allmählich wieder zu Kräften. Die durch die Krankheit entstandenen Wunden sind zwar verheilt, schränken ihn aber beim Sprechen und Essen ein. Da er noch zu klein ist, um operiert zu werden, wird die Familie zurückkommen, wenn er älter ist. Dann können unsere Chirurg*innen sein Gesicht rekonstruieren.
Wissenswertes über Noma
Warum ist über Noma so wenig bekannt?
Noma ist kaum erforscht. Das liegt u.a. daran, dass im Zentrum des Globalen Gesundheitssystems aktuell nicht die Gesundheitsbedürfnisse von Menschen weltweit stehen. Vielmehr funktionier das System nach wirtschaftlichen Dynamiken und verfolgt das Ziel Profite zu erzielen. Die gravierende Konsequenz ist, dass in die Erforschung vieler Krankheiten erst gar nicht investiert wird. Insbesondere in die Krankheiten, von denen hauptsächlich Menschen im Globalen Süden betroffen sind, wird wenig investiert – denn der Absatzmarkt für die Medikamente ist nicht lukrativ genug. Weitere Informationen zu diesem Thema und unserem Einsatz in diesem Bereich finden Sie hier.
Welche Symptome haben Patient*innen mit Noma?
Noma beginnt als Zahnfleischentzündung, sähnlich wie ein kleines Geschwür im Mund. Neben Appetitlosigkeit haben die Kinder oft auch Fieber. Die Infektion zerstört sehr schnell Knochen, Gewebe und Muskulatur des Gesichtes und befällt Kiefer, Lippen, Wangen oder Nase – je nachdem, wo die Infektion beginnt. Es dauert nur wenige Tage, bis Noma in den Gesichtern der Überlebenden zu starken Entstellungen führt. Die Wunden beeinträchtigen meist auch die Fähigkeit zu essen, zu sprechen, zu sehen oder zu atmen.
Wie wird Noma behandelt?
Mit grundlegender Zahnpflege, Antibiotika und Wundbehandlung können Patient*innen innerhalb weniger Wochen vollständig genesen. Zusätzliche Risikofaktoren wie Mangelernährung oder Masern müssen bei einer Therapie ebenfalls berücksichtig werden. Um die durch die Krankheit beeinträchtigten Funktionalitäten wieder herzustellen, können rekonstruktiven Operation vorgenommen werden. Da die Wunden meist komplex sind und sich mit dem Wachstum der Kinder verändern können, müssen kleine Kinder warten, bis sie älter sind, bevor sie operiert werden können.
Wie erfolgreich ist die Behandlung von Noma?
Wenn die Krankheit schnell erkannt und angemessen behandelt wird, ist Noma leicht und erfolgreich therapierbar. Aktuell sterben jedoch nach wie vor rund 90 Prozent der Erkrankten, da in den betroffenen Bevölkerungsgruppen oft zu wenig über die Krankheit bekannt ist. Überlebende leiden oft ein Leben lang an Folgekomplikationen wie Beeinträchtigungen beim Essen und Sprechen oder an Ausgrenzung und Stigmatisierung. Um Funktionalitäten des Gesichtes wie Essen oder Sprechen wiederherzustellen und eine angemessene Lebensqualität der Patient*innen zu gewährleisten, brauchen diese rekonstruktive Operationen.
Wo kommt Noma am häufigsten vor?
Am weitesten verbreitet ist Noma aktuell in einkommensschwachen Gebieten in Afrika und Asien. Auch in Europa war Noma weit verbreitet, verschwand aber, als sich die Lebensbedingungen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbesserten. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Fälle in Konzentrationslagern gemeldet.
Warum betrifft die Krankheit vermehrt Menschen, die in Armut leben?
Hauptrisikofaktoren für Noma sind ein schwaches Immunsystem, Mangelernährung und schlechte hygienische Bedingungen. Diese Faktoren sind oft armutsbedingt. Auch ein mangelnder Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung erhöht das Risiko für Noma, denn er führt dazu, dass Menschen nicht ausreichend über die Krankheit informiert sind und erkrankte Kinder zu spät oder gar nicht zur Behandlung in ein Krankenhaus bringen.
Gibt es eine Impfung gegen Noma?
Im Moment gibt es keine Impfung gegen Noma. Kinder, die gegen die üblichen Kinderkrankheiten geimpft sind, haben aber ein geringeres Risiko, an Noma zu erkranken, da ihr Immunsystem nicht von anderen Infektionen wie z.B. Masern geschwächt werden kann.